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P-27 «Overdose Funk»

15. Oktober 1992Von: Nick JoyceViews: 6380

Klebrige Stimmen

Auf ihrer Debüt-CD «Overdose Funk» haben P-27 sowohl die Musik wie Aggression und Attitüde von ihren amerikanischen Kollegen übernommen.

In den P-27-Texten wird Basel zum Kriegsgebiet, wo Hip-Hopper und Sprayer unter ständiger Bedrohung durch eine böswillige Polizei stehen. Doch was für Schwarze in New York oder Los Angeles zutreffen mag, wirkt auf Jugendliche aus der Nordwestschweiz übertragen unglaubwürdig: Schliesslich war Rodney King kein Basler.

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Diese Fiktion wäre halb so schlimm, fände sich eine Spur Ironie bei der Sache oder täten P-27 sich weniger schwer mit ihren englischen und baseldeutschen Reimen und Parolen. Gegen den Rhythmus, und nicht mit ihm, pressen sie ihre Texte in die Musik, bleiben aber so oft bei Vokalen und Gutturalen hängen, bis ihre Stimmen klebrig und erschöpft wirken. Ein verfrühter Studiobesuch dürfte die Ursache dafür sein, beweist doch «Murder By Dialect», der Song, mit dem die Band erstmals Aufsehen erregte, dass sie zu besserem Handwerk fähig ist.

Klangfetzen

Ganze Arbeit hat sie beim Sammeln und Zusammensetzen von Klangfetzen zu eigenen Songs geleistet. Ausschnitte aus Filmen von Walt Disney und Alfred Hitchcock sowie Platten von Metallica und Andrew-Lloyd-Webber-Musicals treffen auf James Brown und Kraftwerk, und die Kontraste zwischen diesen Einflüssen werden voll ausgekostet. Auch wenn die CD dumpf tönt, so haben die wummernden Bässe und kratzigen Samples wenigstens den authentischen Klang des Übungslokals. P-27 geben Coolness und Strassennähe vor, doch macht die echte Frustration von Menschen, die ihr nicht ausweichen können, den besten Rap aus. So ist aus «Overdose Funk» zwar Hektik, aber nicht die nötige Dringlichkeit herauszuhören. Ambitioniert, wie das Konzept einer schweizerdeutschen Rapgruppe auch ist, dient dieses Album eher als Souvenir für den Heimgebrauch der Band denn als zwingende Ergänzung der Plattensammlung.

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