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Der Strand

22. März 1998Von: Lilith FreyViews: 6996

BASEL - Scheisse ist das richtige Wort: Da steht man in der eiskalten Betonhalle und hofft, dass sich endlich die Tür zu geheizten Spielstätte öffnen möge, als Jugendliche lauthals «Scheisse» brüllen und sich wild durch die Menschenmenge boxen.

Mit diesem Auftritt ist der erstaunte Zuschauer aber schon mitten im Theaterstück: «Strand», die Bühnenfassung von Alex Garlands (27) Roman, hatte am Donnerstag in der Shedhalle in Basel/Muttenz Uraufführung.

Erlebnistheater also. Aber nur kurz. Als sich die Tür zum Paradies endlich auftut, hat sich der Zuschauer wieder in seine Rolle als Zaungast zu fügen. Auf harten kalten Treppen muss er sitzen. Entschädigt wird er mit freier Sicht auf die blaue Lagune: türkisfarbener Horizont und gelber Sand (Anm. des Webmasters: rosa Sand), 10 Tonnen insgesamt, das ist der Strand.

Eine paradiesische Insel im Golf von Thailand: Auf der Suche nach der perfekten Welt hat sich hier ein Haufen jugendlicher Rucksacktouristen freiwillig isoliert, geduldet von den Aufsehern der Drogenplantagen, beherrscht von einer Frau, eifersüchtig darauf bedacht, das Paradies vor anderen Rucksacktouristen geheimzuhalten. Doch ein Neuling kommt und mit ihm der Geist eines Vietnamkämpfers.

Bei Alex Garland endet der Ausflug der Reisenden ins Paradies mit einem blutigen Gemetzel. Die Basler Bühnenfassung von John Düffel und Hermann Schmidt-Rahmer endet damit, dass das Licht ausgeht. Enttäuschend.

Das Stück ist gestrandet

Die Aufführung ist engagiertes Laientheater, auch wenn Schauspieler aus dem Ensemble des Theaters Basel mitwirken. Ein Haufen lieb-aggressiver Kinder, die sich mit Sand bewerfen, im Aerobic-Schritt herumhopsen, endlich mal laut schreien dürfen und den Techno-Sound voll aufdrehen, weil die Eltern ausgegangen sind.

Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer konnte keine Spannung aufbauen, die Kraft fehlt, zuviel Sand im Paradies, das Stück ist gestrandet.

Trotzdem wird der Zuschauer belohnt: Das Theaterstück macht neugierig auf Garlands Roman «Strand», Goldmann erschienen für 39.50 Franken

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